ZURÜCK
Leserbriefe vom 07.08.07

Es lebe der Stau! (Nicole und Ralf Heimerdinger)

Es war ohne Zweifel zu  erwarten, dass durch die Baustelle in der Stuttgarter Straße der eine oder andere Stau entstehen würde. Was sich allerdings in den letzten Tagen dort abspielt, ist des Guten zu viel. Bereits am frühen Nachmittag staut sich der Verkehr durch das Wohngebiet an der Stuttgarter Straße (ich erwähne das deshalb, weil man durch die Sanierung dieser Straße den Eindruck bekommen könnte, dass es sich nicht länger um ein Wohngebiet handelt, sondern um eine den Durchgangsverkehr störende Ansammlung von Häusern). Kinder, welche in den anliegenden Gärten spielen, müssen frisch ausgestoßenes CO2 atmen. Dieser Verkehr zwingt Eltern gewissermaßen dazu, ihre Kinder in diesem Sommer zum Schutze ihrer Gesundheit im Haus zu lassen, obwohl es draußen viel schöner wäre. Gibt es nicht die Möglichkeit, in Absprache mit der Polizei und den Radiosendern, diesen Stau zu verhindern (oder zumindest zu reduzieren), indem man die Umleitungsstrecke als überlastet bezeichnet und dann wenigstens den überregionalen Durchgangsverkehr dort lässt, wo er hingehört? Es wird in Leonberg viel von Tunneln und hausgemachtem Verkehr geredet, leider nur geredet und nichts getan. Es gibt ein Zitat (leider ist mir der Urheber nicht bekannt): "Wenn Du etwas garantiert nicht bauen lassen willst, dann schlage einen Tunnel vor. Wir hatten in Leonberg eine gute Möglichkeit, das Verkehrsaufkommen durch die Kernstadt zu reduzieren. Wie man nun weiß, wurde diese Alternative zugunsten einer weiteren Bebauung völlig ignoriert. Ebenso wie die Unterschriften von 9000 Leonberger Bürgern. Weshalb wurden die Preise des ÖPNV für Fahrten innerhalb Leonbergs drastisch erhöht (soll mir keiner erzählen, die Änderung bei den Kurzstrecken sei eine Preissenkung)? Warum kann man den Nahverkehr in Leonberg nicht so attraktiv gestalten, dass man das Auto am liebsten stehen lässt? Wann wachen die von uns gewählten Vertreter im Stadt- und Gemeinderat endlich auf und tun endlich was. Wir haben genug von irgendwelchen teuren und fadenscheinigen Gutachten, die uns bescheinigen, dass Bauland besser ist als Verkehrsentlastung. Wir haben genug von Reden schwingenden Gemeinderäten und Bürgermeistern, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Wir haben eine schöne Stadt, aber es wird Zeit, dass sie für alle Bürger in gleichem Maße wieder lebenswert wird.

 

Schildbürgerstreich (Irene Rieger)

Heute schon geärgert? Wenn nicht, fallen mir spontan ein paar Gründe ein: wenig genutzte Parkplatzkaverne unter dem Marktplatz, Kirschgärten, Renaturierung der alten Autobahntrasse, drei Straßenbaustellen gleichzeitig und Tunnellösung. Die beste Lösung für das Verkehrsproblem in der Feuerbacher Straße/Grabenstraße wurde vertan, eine Fahrspur der alten Autobahntrasse für die B295 offen zu lassen. Leider wurde so schnell wie bei keinem anderen Projekt in Leonberg gehandelt und quasi in einer Nacht- und Nebel-Aktion renaturiert. Ein neuer Belag (Flüsterasphalt) und eine Überdeckelung wären sicher kostengünstiger gewesen als die derzeitige Überlegung einer Untertunnelung vom Hasenbrünnele bis irgendwo mitten in der Stadt (?!) oder mit Ausgang im Naherholungsgebiet Glemstalaue. Was spricht eigentlich gegen eine Wiederaufnahme einer Fahrspur der alten Autobahntrasse (mit nahtloser Anbindung an Autobahn, Südrandstraße, Gewerbegebiete? Ein Schildbürgerstreich ist es allemal, aber immerhin eine akzeptable, absehbare und mit Sicherheit kostengünstigere Lösung als den Untergrund unter Leonberg noch weiter zu durchlöchern. Von den zusätzlichen Behinderungen/Belästigungen, die durch eine "Großbaustelle Tunnellösung" entstehen, ganz zu schweigen.

 

Überzogene Planungen (Dietrich Becker)

War das nun ein vernünftiger Doppelbeschluss des Gemeinderats oder nur ein Abstimmungstrick? Ging es tatsächlich um kurzfristige Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrs in der Innenstadt oder doch langfristig um den Tunnel? Die Bürger werden aufmerksam verfolgen, ob konkrete Maßnahmen zur Luftreinhaltung wirklich konsequent umgesetzt werden und wie sie sich auswirken: Durchfahrverbot für Lkw und bestimmte weitere Fahrzeugtypen, Pförtnerampeln an den Einfallstraßen, die den Verkehr auf die Autobahnen abdrängen, höhere Parkgebühren, Anreize für Einpendler zur Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs, alle 15 Minuten fahrende, kostengünstige innerstädtische Busse mit einer zentralen Umsteigemöglichkeit, gute Rad- und Fußwege - diese und weitere gute Vorschläge wurden schon vor langen Jahren in die Diskussion gebracht, aber nicht umgesetzt. Werden jetzt rasch ausreichende Mittel dafür in die Haushalte ab 2008 eingestellt? Außerdem: In den nächsten Jahren werden Benzin und Dieselkraftstoff knapper und teurer, die Bevölkerung, auch in unserer Region, wird zurückgehen. Die Menschen werden die Klimakatastrophe zunehmend ernst nehmen und weniger Auto fahren. Diese Entwicklungen werden nach Meinung des BUND dazu beitragen, dass viele unserer heutigen Verkehrsplanungen und -bauwerke sich als überzogen groß erweisen. Dann wird sich zeigen, ob der zweite Teil des Doppelbeschlusses, der Tunnel, überhaupt noch gebraucht wird, vor allem dieser jetzt besprochenen mit Doppelspurkreisel im Glemstal. Und in 20 Jahren werden unsere Kinder und Enkel dankbar sein, dass sie dessen Unterhaltungskosten nicht ragen müssen Und dankbar sein dafür, dass sie immer noch den Rad- und Spazierweg im Glemstal nutzen können, ohne diese Bauwerke passieren zu müssen.

 

ZURÜCK