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Die Farbe Orange erhitzt die Gemüter
 
Knalliger Anstrich des neuen Obi-Anbaus geht Bewohnern der Gartenstadt gegen den Strich - Baubürgermeisterin greift ein
 
Leonberg. Über Geschmack lässt sich streiten. Auch, wenn es um die Auswahl von Farben geht. Derzeit sorgt der Fassadenanstrich des Obi-Anbaus für Unmut bei einigen Anwohnern der Gartenstadt: Die riesige Fassade strahlt in knalligem Orange über das Glemstal hinweg.

Von Nathalie Mainka

In der vergangenen Woche trauten einige Leonberger, die in der Gartenstadt wohnen und direkten Ausblick auf das erweiterte Gebäude des Bau- und Handwerkermarktes in der Römerstraße haben, ihren Augen kaum. Die gesamte Fassade wurde in der Signalfarbe Orange gestrichen. Es sei nicht so sehr die Farbe an sich, die ihn störe, sondern die riesige, durch das auffällige Orange sehr dominant wirkende Fläche und der Standort über dem Glemstal, genau gegenüber den Wohnhäusern der Gartenstadt, kritisiert Ewald Thoma. Er ist Vorsitzender der Bürgerinteressenvertretung Gartenstadt/Glemstal, kurz BiGG genannt. "In manchen Häusern scheint man vom Wohnzimmer aus fast nur noch diese Fläche zu sehen, das ist für manche, vor allem ältere Bewohner, psychologisch ein großes emotionales Problem", sagt Thoma. Die Stadt habe es versäumt, bei der Baugenehmigung die Farbgebung zu berücksichtigen. Diesen Vorwurf muss Leonbergs Baubürgermeisterin Inge Horn so stehen lassen. "Weder im Bebauungsplan noch im städtebaulichen Vertrag ist eine Regelung über die Farbgestaltung verankert, aber niemand konnte ahnen, dass das Gebäude durchgängig leuchtend orange gestrichen wird", sagt Horn, die sich nun der Sache angenommen hat. Klar sei gewesen, dass das Unternehmen diese Farbe ins Spiel bringen würde, da diese charakteristisch sei. "Es könnte aber dezenter sein, da haben die Anwohner in der Gartenstadt sicher Recht." Bereits am vergangenen Dienstag hat Inge Horn versucht, mit dem Regionalgeschäftsführer von Obi Kontakt aufzunehmen, um zu klären, welche Vorgaben die Baumärkte zu berücksichtigen haben. Doch ein Gespräch kam bisher noch nicht zu Stande.

Bereits auf den jüngsten Unmut reagiert hat die Familie Wöhr als Betreiber des Leonberger Obi. In dieser Woche lud sie die Anwohner der Gartenstadt zu einem spontanen Gespräch ein. Rund 30 nahmen dieses Angebot an, um ihre Bedenken zu äußern und Vorschläge zu machen. "Mir ist es ein Anliegen, mit den Gartenstädtlern ins Gespräch zu kommen, schließlich will ich sie auch als Kunden halten. Jetzt müssen wir schauen, wie wir das optimieren können", sagt der Geschäftsführer Daniel Wöhr, der bereits mit dem Obi-Chef von Süddeutschland einen Termin vereinbart hat. Ein Faktor der Unternehmensidentität der Obi-Märkte sei jedoch die Farbe Orange. "Dazu gehört auch die Fassade", so Wöhr. Ewald Thoma hofft, dass alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden: "Wir wollen keine Konfrontation und sind durchaus zu Kompromissen bereit. Doch wünschen wir uns, dass sich die Farbe ändert und auch ins Stadtbild passt." Es müsse ja nicht so ein knalliger Ton sein.

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