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Verkehrssituation des Stadtbereichs Gartenstadt / Glemstal

Derzeitige Situation, Ausblick, Vorschläge      

Ein Beitrag zur Stadtentwicklungsplanung zur Beschlussfassung; 

einstimmig verabschiedet bei der Jahreshauptversammlung der BiGG am 14.3.2003

Vorbemerkung und Zielsetzung 

Gemäß Ihrer Satzung verfolgt die Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt/Glemstal (BiGG) das Ziel, " sich für den Erhaltung und Verbesserung lebensgerechter Umweltbedingungen sowie für den Erhalt des ursprünglichen Landschaftsbildes in der Gartenstadt und im Bereich des Glemstales einzusetzen". Ein Faktor, der diese Zielsetzung maßgeblich beeinflußt, ist die Gestaltung des Verkehrs in diesem Bereich. Die Stadt Leonberg hat inzwischen den Prozeß für die Stadtentwicklung eingeleitet, an dessen Ende unter anderem ein neuer Flächennutzungsplan stehen wird. Ein wesentlicher Gesichtpunkt wird auch hier die Verkehrsplanung sein. Eine breite Beteiligung der Bürger ist seitens der Stadt erwünscht. Dieses Papier soll als Diskussionspapier von Seiten der BiGG in diesen Prozeß eingebracht werden. Es wurde in der Jahreshauptversammlung der BiGG am 14.3.2003 von den Mitgliedern diskutiert und einstimmig verabschiedet. Wir hoffen, daß dieses Papier bei den Bürgern, der Verwaltung und dem Gemeinderat auf Interesse stößt und insbesondere die Vorschläge bei den weiteren Planungen Berücksichtigung finden werden.

1.    Derzeitige Situation 

1.1.              Individualverkehr 

Unser Stadtbereich wird auf relativ kleinem Raum von 3 sogenannten Vorbehaltstraßen durchquert:

·         Gebersheimer- Straße

·         Rutesheimer- Straße

·         Bahnhofstraße

 

Vorbehaltsstraßen sind städtische Hauptverkehrsstraßen, auf denen dementsprechend vorwiegend der Verkehr zwischen den Stadtteilen sowie der überörtliche Verkehr abgewickelt wird. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Individualverkehr sind die Kreis- Einrichtungen Krankenhaus und Berufschulzentrum. Beide Einrichtungen sorgen für erheblichen stadtteilfremden Verkehr.  

Daher ist es nicht verwunderlich, daß die Verkehrsmengen vor allem auf der Gebersheimer- Straße und der Rutesheimer Straße enorm sind. Diese Straßen gehören zu den am stärksten frequentierten Straßen im Stadtgebiet von Leonberg. Zu beachten ist auch, daß beide Straßen durch ein reines Wohngebiet führen. Lt. Verkehrsentwicklungsplan fahren dort pro Tag bis zu knapp 18.000 KfZ bzw. knapp 14.000 Kfz (Stand 1999). Dies sind Werte, die in anderen Orten von den Anwohnern regelmäßig zu erheblichen Protesten führen und bei denen Umgehungsstraßen gefordert und realisiert werden. Das naheliegendste Beispiel dazu ist Rutesheim. Zunehmend macht sich auch negativ bemerkbar, daß beide Straßen de facto als Autobahnumleitung der A8 dienen. Zwar verläuft die offizielle Umleitung über Renningen, die ortskundigen Autofahrer und die Fahrzeuge mit Navigationssystem (v.a. auch LKW's) interessiert dies jedoch nicht. Sie benutzen die kürzeste Strecke - und diese führt durch Leonberg und somit durch unser Wohngebiet.  

Da das betrachtete Stadtgebiet von der Bevölkerungszahl her relativ klein ist, sind die Verkehrsmengen, die durch die Bevölkerung des Stadtbereichs selbst verursacht werden, vergleichsweise gering.  

Vor diesem Hintergrund ist klar, daß unser Stadtbereich erheblich unter nicht selbst verursachtem Individualverkehr leidet. Diese Belastungssituation kommt durch die Immissionsmessungen des Jahres 2000/2001, welches die staatlich UMEG im Auftrag der Stadt durchgeführt hat, deutlich zum Ausdruck. An der Gebersheimer Straße wurden nach der Grabenstraße die höchsten Schadstoffkonzentrationen im Stadtgebiet von Leonberg gemessen (siehe /1/). Die Werte sind dort so hoch, daß nach der neuen Immissionsschutz-Gesetzgebung die Grenzwerte deutlich überschritten werden und daher Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Werte zu reduzieren. Es ist anzunehmen, daß die Schadstoffwerte auch an der Rutesheimer Straße ähnlich hoch sind. Die hohen Schadstoffkonzentrationen sind ein guter Indikator für die weiteren bekannten Belastungen, welche der Individualverkehr verursacht, insbesondere Lärm und Sicherheitsprobleme (v.a. für Schulkinder). Dabei spielen sicherlich auch Einflüsse eine Rolle, die nicht unmittelbar aus dem Stadtbereich kommen. So ist z.B. bereits die Grundbelastung bei Schadstoffen durch die an Leonberg vorbeiführenden Autobahnen verhältnismäßig hoch und bei entsprechenden Wetterlagen ist die Lärmbelastung durch die A 8  nicht zu überhören. 

Es ist festzuhalten, daß die Lebensqualität der Bürger in unserem Stadtgebiet durch den nicht selbst verursachten Individualverkehr stark leidet, auch direkte Gesundheitsgefahren sind vorhanden. Die Bürger tragen somit in hohem Maße eine -verglichen mit anderen Stadtteilen- überdurchschnittliche Last der Allgemeinheit.  

1.2.              Bahnverkehr 

Der Stadtbereich wird durch eine stark frequentierte Bahnlinie durchquert. Während der S-Bahnverkehr sicherlich erträglich ist und dem Stadtbereich durch die gute S-Bahn-Anbindung Vorteile bietet, ist der Güterzugverkehr vor allem Nachts für die Anwohner eine erhebliche Belastung. Der Lärmpegel erreicht an manchen Stellen die Schwelle zur akuten Gesundheitsgefährdung. Ein weiteres Problem stellt der Bahnhofsbereich selbst dar. Nächtliche Ruhestörungen sind an der Tagesordnung. Die Verschmutzung durch Müll und ähnlichem ist enorm, der ganze Bereich macht schon seit Jahren einen vernachlässigten Eindruck. 

1.3.              Fahrradwegenetz

Leider gibt es in der Gartenstadt keine sicheren Radverkehrsanlagen. Die vorherrschenden gemischten Rad- und Gehwege sind sowohl für Radfahrer, als auch für Fußgänger eine unattraktive und gefährliche Lösung. Verbesserungen sind in 3.4 beschrieben. 

1.4.              ÖPNV

Siehe  unter Maßnahmen 3.5

1.5.              Ruhender Verkehr 

Im Bereich des ruhenden Verkehrs ist die Situation in weiten Teilen des Stadtbereichs zufriedenstellend, aber es gibt im Detail doch einige Mißstände: 

·        in der Umgebung des Berufsschulzentrums gibt es zunehmend Probleme mit Fahrzeugen, welche die Parkgebühren vermeiden wollen und daher in den angrenzenden Wohnstraßen abgestellt werden. Davon betroffen ist v.a. die Schwabstraße. 

·         In der Bahnhofstr. sind werktags für Besucher keine Parkmöglichkeiten gegeben, weil der gesamte Parkstreifen zugeparkt ist. Obwohl nur für die Dauer von 2 Stunden- was auch ausreichend ist - hat die Stadt vermutlich zu viele Parkausweise, die für den ganzen Tag gelten, ausgestellt.

·        Die unmittelbare Nähe des Bahnhofs bewirkt, daß P&R öfters mal in den angrenzenden Wohngebieten praktiziert wird. Dies würde sicherlich sofort zu einem großen Problem, wenn -wie schon diskutiert- für das Parkhaus am Bahnhof höhere Parkgebühren bezahlt werden müssten.  

2.    Ausblick 

2.1.              Individualverkehr 

Nach allen Prognosen wird der Individualverkehr im Durchschnitt weiter zunehmen. Davon wird auch unserer Stadtbereich betroffen sein. Allerdings kommen für uns noch folgende zusätzliche, bedrohliche Faktoren hinzu: 

  •  Der geplante groß ausgebaute Westanschluß mit der verlängerten Brennerstraße

  •  Die Nordumfahrung Rutesheim

  •  Die sogenannte 'Nordwestliche Umfahrung' insbesondere in Form der Nordwest-Tangente

  •  Die Verkehrserschließung des 'regional bedeutsamen' Wohngebietes Hasensaul hinter dem Krankenhaus

  •  Die vorgesehene Sperrung der Römerstraße

  •  Die Einführung der Autobahnmaut für LKW

  •  Der LKW- Zulieferverkehr des Grünholzhackschnitzelheizkraftwerks am Krankenhaus 

Westanschluß und Nordumfahrung Rutesheim  

Der Planfeststellungsbeschluß für den Westanschluß ist erfolgt. Leider konnte der Großausbau nicht verhindert werden. Allerdings läuft noch eine Klage von Anliegern des Ezach, die noch nicht entschieden ist. Die Finanzierung ist auch keineswegs sichergestellt. Der Bund stellt derzeit kein Geld zur Verfügung. Der 'Planungsstau' im Bereich des Regierungspräsidiums Stuttgart ist enorm. Im Jahre 2003 können z.B. nur 48 Mio € im gesamten Bezirk für den Bau von Bundestraßen ausgegeben werden. Der Landkreis Böblingen hat Schwierigkeiten, seinen finanziellen Beitrag zu leisten. Die Stadt Leonberg ist aufgrund der finanziellen Situation noch nicht einmal in der Lage, eine Finanzierung ihres Beitrags seriös darzustellen. 

Der Bau der Nordumfahrung Rutesheim wird von der Gemeinde Rutesheim mit großem Druck vorangetrieben. Der Landkreis hat zugestimmt, allerdings ausdrücklich erklärt, daß auf absehbare Zeit keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Rutesheim wäre also gezwungen, das Vorhaben vorzufinanzieren ohne die Garantie zu haben, den Kreiszuschuß zurückzuerhalten.  

Trotzdem  müssen wir derzeit davon ausgehen, daß beide Vorhaben realisiert werden.  

Beide Vorhaben sind von ihren Auswirkungen her auf unseren Stadtbereich eng miteinander verbunden und müssen daher in engem Zusammenhang miteinander betrachtet werden. Trotz dieses engen gegenseitigen Zusammenhangs gibt es derzeit noch keine Untersuch-ung, welche die Auswirkungen der beiden Vorhaben auf das Verkehrsnetz von Leonberg und Rutesheim (und darüber hinaus) als integrierte Gesamtbetrachtung zum Gegenstand hatte. Dies ist ein erheblicher Planungsmangel bei beiden Vorhaben. Trotzdem kann man auf der Grundlage bestehender Verkehrsuntersuchung folgende Auswirkungen der beiden Vorhaben auf den Bereich Gartenstadt/Glemstal erkennen:  

  •      Der Verkehr aus Richtung Rutesheim wird deutlich zunehmen. Die Untersuchung von Bender und Stahl geht z.B. bereits von 1000 Kfz/Tag am Ortseingang von Leonberg aus; dies ist jedoch lediglich eine untere Grenze, siehe dazu der Schriftwechsel BiGG mit Bürgermeister Reichert /2/.

  •      Die Nordumfahrung Rutesheim soll als Autobahnumleitung zwischen dem neuen Anschluß Rutesheim und dem Westanschluß benutzt werden. Dazu gibt es bereits eine entsprechende Aussage der Straßenbauverwaltung.  Dies bedeutet, daß der Umleitungsverkehr dauerhaft durch unseren Stadtbereich, v.a. durch die Gebersheimer Straße, geführt werden soll.  

  •      Entgegen der bisherigen Annahme, daß der Westanschluß zu einer geringen Abnahme auf der Gebersheimer Straße führen würde, ist nun mit Sicherheit keine Abnahme mehr möglich, vielmehr ist eine deutliche Steigerung wahrscheinlich (dazu trägt auch der überdimensionierte Großausbau des Westanschlusses bei). Näheres siehe Einwendungen zur Planfeststellung mit der Ergänzung /3/ /4/.

  •      Die Rutesheimer- Straße wird in jedem Fall in ihrer gesamte Länge deutlich stärker belastet.

  •      Der Stadtverkehr von Leonberg und der überörtliche Verkehr aus Richtung Westen wird durch die beide Maßnahmen stärker als bisher auf die westlichen Stadtteile konzentriert bzw. verlagert (Ezach,Gartenstadt,Glemstal).

  •      Die Lärm- und Schadstoffemissionen dieser zusätzlichen Verkehrsbelastung muß verkraftet werden. Hinzu kommt noch, daß die Immissionen der künftig hoch belasteten verlängerten Brennerstraße und des Knotenpunktes Westanschluß aufgrund der räumlichen Nähe die westliche Gartenstadt beeinflussen wird.

Nordwestliche Umfahrung / Nordwest-Tangente

Die Nordwest-Tangente würde die Belastungssituation der Gartenstadt und des Glemstals so verschärfen, daß die Gesundheit der Bewohner akut in Gefahr wäre. Sie würde weiteren überörtlichen und überregionalen Verkehr in die Stadt und die Wohngebiete bringen (Autobahnabkürzung). Dies kann und darf nicht Ziel einer vernünftigen Stadtentwicklungs-planung sein. Durch die Nordumfahrung Rutesheim wird diese Situation noch erheblich verschärft, da der 'Zubringerverkehr' zu Nordwesttangente direkt durch die Gartenstadt führen würde. Zur weiteren Begründung sei auf /5/ verwiesen.

Zur nordwestlichen Umfahrung in Form einer Nordwest-Umfahrung hinter dem Krankenhaus ist folgendes zu sagen:

Diese Variante wurde im Rahmen der Bürgerbeteiligung Verkehrsentwicklungsplan ins Spiel gebracht. Allerdings nur als Bestandteil einer Ringlösung mit entsprechenden Komponenten im Norden und im Osten der Stadt sowie von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen innerhalb der Stadt. Nur unter dieser Voraussetzung hat die BiGG einer solchen Lösung zugestimmt. Der derzeit vom Gemeinderat beschlossene und gültige Verkehrsentwicklungsplan sieht nur noch eine nordwestliche Umfahrung ohne entsprechende 'Gegenleistung' der nördlichen und östlichen Stadtteile vor. Einer solchen einseitigen Verlagerung der Verkehrslasten auf die westlichen Stadtteile können wir nicht zustimmen.

Wohngebiet Hasensaul

Der Regionalplan sieht auf dem Gebiet zwischen dem Krankenhaus, der Rutesheimer-Straße und der Verbindungstraße nach Gebersheim ein sogenanntes regional bedeutsames Wohngebiet vor. Der Hauptgrund für diese langfristige Planung ist die Nähe zur S-Bahn. Es ist sicherlich begrüßenswert, daß die Regionalplanung solche Standortfaktoren berücksichtigt, allerdings werden sicherlich nicht alle Bewohner eines solchen neuen Stadtviertels die S-Bahn benutzen, sondern ihr eigenes Auto. Damit entsteht das Problem, wie dieses Stadtviertel an den Individualverkehr angeschlossen werden kann. Derzeit ist dies wohl nur über die vorhandenen Straßen der Gartenstadt möglich. Daher wird wohl oder übel der Individualverkehr zunehmen.  

Sperrung der Römerstraße

Die beabsichtigte Sperrung der Römerstraße hat für unser Stadtgebiet deutliche negative Folgen. Die Römerstraße ist derzeit eine stark frequentierte Ost-West-Achse in der Stadt. Wird sie unterbrochen, verlagert sich der Verkehr auf andere Straßen. Dazu gehören auch die Straßen in unserem Stadtgebiet, besonders stark trifft es die Bahnhofstraße.  

Autobahnmaut für LKW

Eine enorme Gefahr für das gesamte Stadtgebiet von Leonberg stellt die beabsichtigte Autobahnmaut für LKW dar. Leonberg ist von Autobahnen mit sehr hohem LKW-Anteil umgeben. Zumindest im regionalen Verkehr ist die Versuchung für das unter hohem Kostendruck stehende Transportgewerbe groß, stärker auf das Leonberger Straßennetz auszuweichen. Dies muß unter allen Umständen verhindert werden. Dazu muß man wissen, daß ein LKW z.B. grob gesagt 40-mal mehr Schadstoffe ausstößt als ein PKW (der Faktor ist nur eine Faustregel, da er von Schadstoff zu Schadstoff stark variiert).  

Grünholzhackschnitzelheizkraftwerk (GHHKW) am Krankenhaus 

Das bereits im Bau befindliche GHHKW benötigt täglich enorme Menge an Häckselgut. Dieses wird mit LKW's aus dem gesamten Landkreis hertransportiert. Dazu sind lt. Angaben des Betreibers ca. 3 LKW-Ladungen pro Tag notwendig. Es handelt sich dabei um schwere LKW in aller Regel mit Anhänger. Die daraus resultierenden 6 Fahrten pro Tag scheinen relativ wenig zu sein, da aber die meisten LKW's aufgrund der geografischen Lage von Leonberg innerhalb des Landkreises ständig quer durch die Stadt fahren werden und wie oben erwähnt jeder LKW eine weitaus höhere Belastung als ein PKW verursacht,  ist die Gesamtbelastung aus diesem Verkehr doch beachtlich. Hinzu kommt, daß die angenommenen Fahrten einen Idealzustand darstellen (z.B. immer volle Beladung usw). Die Realität wird zeigen, ob die Angaben stimmen. Wir werden den tatsächlichen Verkehr jedenfalls aufmerksam beobachten.   

2.2.              Bahnverkehr 

Derzeit gibt es keine Bestrebungen, die Zahl der Züge zu reduzieren. Es könnte sogar eine Steigerung des Bahnverkehrs eintreten. Bereits als sicher kann gelten, daß durch die Einführung des S 60 die Frequenz und die Länge der S-Bahnzüge zunehmen wird. Gravierender wäre jedoch eine Zunahme des Güterzugverkehrs. Dieser könnte dann eintreten, wenn der Gotthard-Basis-Tunnel in der Schweiz fertiggestellt ist und eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Zuläuferstrecke von Stuttgart in Richtung Singen/Schaffhausen erfolgt. 

2.3.              Fahrradwegenetz 

Ohne Verbesserungen des Fahrradwegenetzes wird der Radverkehr in dem Stadtbereich vermutlich zurückgehen, da der zunehmende Individualverkehr das Radfahren immer gefährlicher macht. Auch die hohe Luftverschmutzung trägt nicht gerade dazu bei, das Radfahren attraktiv zu machen. Besonders an den in diesem Stadtbereich häufigen  Steigungsstrecken der Hauptverkehrsstraßen ist die Luftverschmutzung ein Gesundheits-risiko, da dort die KfZ einen deutlich höheren Schadstoffausstoß haben als auf ebener Strecke. 

2.4.              ÖPNV 

Siehe Maßnahmen 3.5 

2.5.              Ruhender Verkehr 

Im Bereich des ruhenden Verkehrs wird die Nähe zum Bahnhof und zum Berufsschul-zentrum potentiell zu Problemen führen. Ein wichtiger Faktor dabei sind die Parkgebühren für die regulären Parkplätze. Je höher diese sind umso schwieriger wird die Situation in den angrenzenden Wohngebieten.  

3.    Maßnahmen 

3.1.              Allgemeine Maßnahmen 

Die Gemeinden sind laut Bundesimmissionschutzgesetz zur Erstellung von Lärmminder-ungsplänen verpflichtet, da Lärm seit geraumer Zeit als stark gesundheitsgefährdend eingestuft wird. Leonberg ist stark lärmbelastet.  Wir drängen daher auf die Einlösung dieser Verpflichtung, da die Stadt über einen solchen Plan nicht verfügt. 

Ebenso ist nach der Novellierung des Bundesimmissionsschutzgesetzes aufgrund der Meßergebnisse in Leonberg die Erstellung eines Luftreinhalteplans unumgänglich. Die Zuständigkeit dafür liegt zwar bei der Region bzw. beim Regierungspräsidium, die Stadt kann jedoch hier starken Druck ausüben. Wir drängen daher darauf, daß ein solcher Plan für Leonberg schnellstmöglich erstellt wird. 

Die Lärm- und Schadstoffsituation sollte auch als wichtiges Kriterium bei der Stadtentwicklungsplanung herangezogen werden. Ziel kann nur sein, die Immissions-belastung durch planerische Maßnahmen so weit wie möglich zu reduzieren und die nicht vermeidbare Belastung im Stadtgebiet möglichst gerecht zu verteilen. Da unser Stadtbereich bereits eine vergleichsweise hohe Belastung hat, muß durch planerische Maßnahmen sichergestellt werden, daß nicht noch mehr hinzukommt. Notfalls müssen hier andere Stadtteile hinzukommende Lasten übernehmen.   

3.2.              Individualverkehr 

Die bereits derzeit vorhanden Belastung durch den Individualverkehr hat für große Teile der Wohngebiete unseres Stadtbereichs bereits die Grenze der Zumutbarkeit überschritten. Da durch die oben beschriebenen Planungen noch eine wesentliche Verschlechterung der Situation befürchtet werden muß, sind kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zu Verringerung des Individualverkehrs in unserem Stadtbereich unumgänglich. Dazu schlagen wir folgende Maßnahmen vor: 

Kurzfristig 

  •      Sperrung der Rutesheimer-Straße und der Gebersheimer-Straße für den LKW-Durchgangsverkehr, insbesondere für den Gefahrgutverkehr.
    In diesem Zusammenhang sind auch Details sehr wichtig. So fahren z.B.

    durch schlecht sichtbares Anbringen des LKW- Verbotsschildes (erst nach der Abzweigung Mühlstraße angebrachtes Schild)  LKW`s fast täglich über das
    "Bendel-Eck" weiter durch die Stadt. Auch die alternative Strecke über die Mühlstr. ist jedoch jetzt schon eine zusätzliche Belastung für die Anwohner.

  •      Verhinderung der Ausweisung der Rutesheimer / Gebersheimer- Straße als Autobahnumleitungsstrecke, auch nicht wenn die Nordumfahrung Rutesheim kommt. Die bisherige offizielle Route über Renningen zur B 295 muss bestehen bleiben und auch durch entsprechende Kontrollen durchgesetzt werden. Unter allen Umständen muß vermieden werden, daß LKW's  die Autobahnmaut umgehen. Im Zuge der technischen Möglichkeiten zur Mauterhebung sollte auch eine entsprechende wirkungsvolle Kontrolle möglich und in der Praxis durchsetzbar sein. 

  •      Schaltung der Ampel an der Kreuzung Gebersheimer-Straße / Rutesheimer-Straße  als Pförtnerampel. Dadurch wird auch der Innenstadtbereich mit der Grabenstraße als Nadelöhr entlastet. Prinzip: Die Autos sollen eher vor der Stadt als in der Stadt im Stau stehen. Zumindest die Immissonsbelastungen in den innerstädtischen Wohngebieten können dadurch etwas gesenkt werden.

  •      Prüfung der Einrichtung von geeigneten verkehrsberuhigenden Maßnahmen, z.B. durch bauliche Veränderungen, Markierungen, Änderung der Verkehrsführung und Reduktion der zulässigen Höchstgeschwindigkeit usw.

    Beispielvorschlag: Verkehrsberuhigung / Bauliche Verbesserungen an der Rutesheimer-Straße ab Gartenstadtkirche bis zur Mühlstraße bzw. ggf bis zur Bahnhofstraße
     
    Einrichtung eines gesonderten Radwegs, Verbreiterung des Fußwegs mit gesonderter Durchführung unter der Bahnlinie und Einrichtung einer 30'er Zone. Dieser Straßenzug ist Schulweg v.a. für Grundschulkinder der Gartenstadt, ist derzeit extrem gefährlich und daher dringend änderungsbedürftig.
    Leider wurde gerade vor wenigen Wochen die bestehende 'Mini'-30er-Zone rund um die Fußgängerampel an der Glems aufgehoben. Diese Maßnahme ist kontraproduktiv. Sie erhöht nicht nur die Gefahr für die Schulkinder, die Fußgänger und die Radfahrer sondern auch für die Autofahrer, da die Einmündung der Mühlstraße sehr unübersichtlich ist und daher Unfälle vorprogrammiert sind. Statt einer Aufhebung der Geschwindigkeits-begrenzung sollte die 30er-Zone erheblich erweitert werden.    
     

  •      HHKW: vorgeschriebene Route für die Anlieferung des Häckselguts über Renningen-Rutesheim; ggf. Prüfung, ob eine Anlieferung über den Wirtschaftsweg hinter dem Krankenhaus möglich ist.

  •      Nochmaliges Überdenken der Planungen zum Westanschluß und zur Nordumfahrung Rutesheim.
    Ziel: Realisierung unseres Alternativvorschlags "Halbanschluß der B 295 an die A 8, Verlängerung der Südrandstraße entlang der Autobahn bis zum Anschluß Rutesheim, dadurch gleichzeitig Funktion einer Südumfahrung Rutesheim und Verzicht auf die Nordumfahrung. Weiterer Vorteil dieser Lösung: sie ist wesentlich kostengünstiger als die derzeitigen Planungen und könnte dadurch eher realisiert werden. Dieser Vorschlag ist ausführlich in /4/ beschrieben.

Mittel- und langfristig  

  •      Umgestaltung der Rutesheimer- und Gerbersheimer Straße zu reinen Innenstadtstraßen (Herausnahme aus dem Vorbehaltstraßennetz).

  •      Schaffung eines intelligenten Verkehrsleitsystems für die Kernstadt. Es kann die Wirkung von Pförtnerampeln und weiterer Subsysteme zur Verkehrslenkung (z.B. für den Busverkehr) weiter so optimieren und überwachen, daß die Kernstadt von Leonberg so weit wie möglich vom überörtlichen Verkehr verschont bleibt und der Verkehr in die Stadt so dosiert wird, daß innerhalb der Stadt möglichst wenig Staus entstehen.    

  •      Endgültiger Verzicht auf die Sperrung der Römerstraße, es sei denn, es gelingt, die innerstädtischen Straßen so zu entlasten, daß keine Erhöhung des Verkehrs in der Bahnhofstraße und Gebersheimer-Straße durch die Sperrung befürchtet werden muß. 

  •      Kritische Prüfung der Verkehrserschließung des beabsichtigten Baugebiets Hasensaul. Die Erschließung muß so erfolgen, daß keine zusätzlich Verkehrsbelastung in den bisherigen Wohngebieten zu erwarten ist.

  •      Endgültiger Verzicht auf die Nordwest-Tangente.

  •      Verzicht auf Nordwest-Umfahrung hinter dem Krankenhaus, es sei denn, die anderen Stadtteile tragen ihren Teil zu einer Umfahrungslösung bei. Eine einseitige Verlagerung des Umgehungsverkehrs auf die westlichen Stadtteile darf es nicht geben.

3.3.              Bahnverkehr 

Der Güterzugverkehr könnte im Zuge von Stuttgart 21 wieder auf die Gäubahn in Stuttgart zurückverlagert werden, wie dies vor der Einführung der S-Bahn in den 70er Jahren jahrzehntelang  bereits der Fall war. Die Gäubahn wird durch Stuttgart 21 erheblich entlastet werden, weil die Personenzüge nicht mehr über Stuttgart West sondern über den Flughafenbahnhof in Richtung Böblingen geleitet werden. Für die S 60 von Renningen in Richtung Böblingen würden dadurch möglicherweise auch Kapazitäten frei, so daß dort nicht auf der gesamten Strecke ein zweigleisiger Ausbau nötig wäre. Es ist zu prüfen ob dadurch erheblich Geld gespart werden kann.  

Sollte dies nicht möglich sein, sollte die Aufnahme in ein derzeit bereits aufgesetztes Lärmschutzprogramm des Bundes erwogen werden. Ziel muß die Einrichtung eines aktiven Lärmschutzes an der Bahnlinie sein. Eventuell ist zu prüfen, ob Geschwindigkeits-reduzierungen der Güterzüge Verbesserungen bringen könnten.   

Im Zuge der Stadtentwicklungsplanung sollte überlegt werden wie der gesamte Bahnhofsbereich aufgewertet werden kann. Dazu muß auch das Gespräch mit der Deutschen Bahn AG gesucht werden. Der Bahnhof ist eine wichtige Visitenkarte der gesamten Stadt und bedarf dringend einer Aufwertung. Dadurch kann auch der Verwahrlosung entgegengewirkt werden, welche bereits heute zu entsprechenden Belastungen der Besucher und der Anwohner führen (Müll, Dreck, nächtliche Ruhestörung).  

3.4.              Fahrradwegenetz 

Wir befürworten und unterstützen grundsätzlich das Konzept der Bürgerbeteiligung Radwegenetz und der Gruppe RadL, das an den Hauptverkehrsachsen sichere Radverkehrsanlagen anstrebt. Darüber hinaus  haben wir für unseren Stadtbereich die folgenden Einzelvorschläge.

An der Gebersheimer Strasse:  

Vom Radweg der Römerstraße kommend ist die Abbiegung auf den gemischten Rad- und Fußweg sehr gefährlich, im weiteren Verlauf gibt es nur den gemischten Rad- und Fußweg, ab Justinus–Kerner–Strasse. Leider gibt es keine Möglichkeit mehr an der Gebersheimer Strasse weiter mit dem Rad zu fahren. Hier wären entsprechende Verbesserungen dringend erforderlich. 

An der Rutesheimer Strasse:


Die Rutesheimer Straße ist die Hauptverbindungsstrasse von der Kernstadt zum Berufsschulzentrum und zum Krankenhaus und wird für Radfahrer durch den stark zunehmenden Verkehr der letzten Jahre immer gefährlicher. Hier fehlt eine Radverkehrs-anlage mit Abbiegeerleichterung in die Schwabstrasse (für abbiegende Radfahrer, welche die Rutesheimer Straße hochfahren). Wir verweisen auch auf den Verkehrsberuhigungs- vorschlag an dieser Stelle unter 3.2 . Dieser Vorschlag könnte auch eine Verbesserung der Luftverschmutzungssituation an der dort ausgeprägten Steigungsstrecke bringen und somit die gesundheitlichen Gefahren, die daraus für die Radfahrer, Fußgänger und vor allem Schulkinder entstehen, abmildern. 

3.5.              ÖPNV 

Entlang der Rutesheimer Strasse gibt es genügend Bushaltestellen, die unnötigerweise oft gleichzeitig von mehreren Bussen unterschiedlicher Firmen mit gleichem Ziel angefahren werden (Doppel- und Dreifachbedienung). Nicht so im Bereich Silcherstrasse/Gebersheimer Strasse.  Besonders für ältere Menschen, die auf den ÖPNV angewiesen sind wird es sehr schwierig oder unmöglich, die nächste Bushaltestelle zu Fuß zu erreichen. Deshalb wäre es wichtig, wie auch schon bei der Bürgerbeteiligung angesprochen, in diesem Bereich eine regelmäßige Busanbindung zu schaffen. 

3.6.              Ruhender Verkehr 

Sollte die Parksituation sich z.B. durch höhere Gebühren bei den Parkplätzen am Bahnhof und am Berufsschulzentrum verschlechtern, müssen für die angrenzenden Wohngebiete Regulierungsmaßnahmen erwogen werden, wie z.B. die Ausgabe von Anwohnerpark-ausweisen wie dies in anderen Straßen bereits der Fall ist. Auch die Kontrollen müssen dann verstärkt werden.   

Verzeichnis weiterführender Dokumente  

/1/ Lokale Agenda 21 AK Immissionen
Verbesserung der Luftqualität im Stadtgebiet von Leonberg
Schreiben an die Fraktionen des Gemeinderats mit Anlage
29.09.2002
 

/2/ BiGG
Briefwechsel mit Bürgermeister Reichert von Rutesheim und dem Regierungspräsidium Stuttgart zur Nordumfahrung Rutesheim
Mehrere Schreiben
Frühjahr 2001

/3/ BiGG
Einwendungen und Anregungen zur Planfeststellung “Ausbau der B 295 zwischen Renningen und Leonberg mit Anschlußstelle Leonberg- West an die A 8“
Dezember 2000

/4/ BiGG
Planfeststellung “Ausbau der B 295 zwischen Renningen und Leonberg mit Anschlußstelle Leonberg- West an die A 8“
Ergänzung der Einwendungen und Anregungen

     August 2001 

/5/ BiGG

     Schreiben an den Gemeinderat Leonberg
"Verkehrsentwicklungsplan; Entscheidung des Gemeinderats am 25.7.2000" mit umfangreichen Anlagen
Juli 2002

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