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Gesprächsprotokoll 

Besprechung am 11.01.2005 im Rathaus Leonberg

Teilnehmer:

Dr. Bernd Steinacher  Dr. Dirk Vallée 
Regionaldirektor  Leitender Technischer Direktor
Region Stuttgart Region Stuttgart

Bernhard Maier 

Bernhard Schuler
Landrat Landkreis Böblingen  Oberbürgermeister Stadt Leonberg

Ewald Thoma 

Gerhard Schneider 
1. Vorsitzender Bürgerinteressengemeinschaft        Gartenstadt / Glemstal e.V, Leonberg Mitglied im Vorstand Bürgerverein Leonberg-Silberberg e.V., Leonberg

 

Thema des Gespräches waren die besonderen Verkehrsbelastungen der Stadt Leonberg innerhalb der Region mit dem Schwerpunkt „Lärmbelastung des Güterverkehrs auf der Strecke Renningen- Kornwestheim und dessen künftige Entwicklung“. 

Nach der Begrüßung und Vorstellung der Gesprächspartner durch OB Schuler stellte Ewald Thoma in einer Präsentation die Fakten und die damit verbundenen Befürchtungen der vier Leonberger Bürgervereine Eltingen, Ezach, Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt / Glemstal und Leonberg-Silberberg vor. 

OB Schuler gab anschließend bekannt, daß die Bahnstrecke Renningen – Korntal in das Lärmsanierungsprogramm des Bundes aufgenommen worden sei. Dieses Programm beinhaltet aber z.Zt. keinen Rechtsanspruch und keinen Termin für eine Realisierung. Die Gesprächspartner sind sich einig, dass angesichts der Vielzahl der aufgenommenen Strecken und den relativ geringen zur Verfügung stehenden Mittel eine Sanierungchance in absehbarer Zeit ziemlich unwahrscheinlich ist. 

Landrat Maier fragte nach der Belastung der Anwohner durch die Güterzüge. Ewald Thoma legt die Ergebnisse eigener aktueller Lärmmessungen in der Gartenstadt (Schwabstrasse) in Form einer Grafik vor. Daraus ist zu entnehmen, daß die Lärmpegel der Güterzüge zwischen 60 und 70 dba, der Pegel einzelne Züge sogar noch etwas darüber liegen. Er legt dar, dass vor allem die zahlreichen Züge in der Nacht für die Anwohner ein großes Problem darstellen.      

Dr. Steinacher wies auf den Staus Quo hin und stellte die Frage, inwieweit daraus Handlungspflichten entstehen und inwieweit die vorgetragenen Alternativen sachlich richtig sind. 

Dr. Vallée ging auf die von Herrn Thoma vorgetragenen Punkte ein. 

-         Anzahl der Güterzüge: Ca. 60 Güterzüge am Tag fahren auf der Strecke, davon die Hälfte mit Ziel und Quelle Daimler Chrysler d.h. die 30 Güterzüge von der Schweiz nach Kornwestheim sind das Hauptproblem. Diese Zahl und Aufteilung wurde von der Bahn anläßlich der Verhandlungen zur S 60 genannt. Allerdings sei es nicht einfach gewesen, diese Zahlen zu erhalten, da die Bahn AG die Zahlen als eine Art Betriebsgeheimnis betrachtet habe. 

-         Bei der Planung der S 60 habe der Bund sehr darauf geachtet, dass die Fördermittel ausschließlich für den S-Bahnausbau verwendet würden, d.h. für eine Kapazitätserweiterung des Güterzugverkehrs dürfen die Mittel nicht verwendet werden.

-         Rückverlegung auf die Panoramastrecke: Die Steilheit der Strecke ist ein Problem. Außerdem können zwischen Zuffenhausen und Kornwestheim nur die S-Bahngleise benutzt werden. Bei der Talfahrt  müssten die S-Bahngleise zweimal gekreuzt werden, das ist wegen der hohen S-Bahndichte nicht möglich. Diese Situation wird auch nach der Realisierung von Stuttgart 21 so bleiben.  

-         Während der Bauzeit der S60, muß für eine gewisse Zeit der Güterverkehr über die Panoramastrecke geführt werden. Dies wird mit den genannten Problemen für S4, S5 und S6 zwischen Zuffenhausen und Nordbahnhof verbunden sein. 

-         Ein Versprechen der Bahn, den Güterverkehr nach dem Bau der S-Bahnstrecke zwischen Schwabstrasse und Vaihingen wieder auf die Panoramastrecke zurückzuverlegen, ist bei der Bahn und der Region nicht bekannt. Die Strecke Böblingen – Renningen sei nach der Elektrifizierung Anfang der 70-er Jahre für den Güterverkehr vorgesehen. 

Dr. Steinacher stellte dann die Frage, ob es auf der Gäubahn zu einer massiven Zunahme des Güterverkehrs kommen werde. 

Dr. Vallée: 

-         glaubt nicht an einen Stopp des Ausbaus der Oberrheintalstrecke, da dieser Ausbau in einem  Staatsvertrag mit der Schweiz verankert ist. Der Ausbau der Gäubahn ist dagegen nur durch eine weniger bindende Vereinbarung mit der Schweiz festgelegt. 

-         Die Anzahl der Daimlerzüge wird sich in den nächsten 30 Jahren nicht wesentlich erhöhen. 

-         Eine Verlagerung der restlichen 30 Güterzüge auf die Oberrheintalstrecke ist nicht ohne weiteres möglich, da dort die Kapazitätsgrenze erreicht wird. 

-         Eine Erhöhung der Anzahl der Güterzüge auf der Gäubahn ist nur möglich, wenn sie zweigleisig ausgebaut wird. Die Gäubahn ist zwar ursprünglich zweigleisig gewesen,  aber mit der Elektrifizierung der Gäubahn wurden auf den eingleisigen Teilabschnitten die Gleise auf die Mitte des Bahndammes bzw. in die Mitte der Tunnelröhren verlegt. Ein zweigleisiger Ausbau ist wesentlich teurer als im Bundesverkehrswegeplan dargestellt. Mit der dargestellten Summe ist ein zweigleisiger Ausbau nicht möglich. Fazit: Die Anzahl von 30 Güterzügen werden sich nicht erhöhen. 

Einwurf Landrat Maier:

Es wird uns nie gelingen, die Panoramastrecke für den Güterverkehr zu verwenden. Er gehe auch davon aus, daß der Güterverkehr nicht steigen wird. 

OB Schuler wies auf die hohe Belastung der Stadt Leonberg durch Verkehr hin, Leonberg sei eine der am höchsten belasteten Kommunen in Baden Württemberg und bräuchte daher besondere Unterstützung durch den Kreis und die Region. 

Sowohl Landrat Maier als auch Dr. Steinacher lehnen eine besondere Unterstützung der Stadt Leonberg ab, da dadurch ein Präzendenzfall enstünde, d.h. andere Gemeinden mit ähnlichen Argumenten um Unterstützung bitten würden.     

OB Schuler stellte dann die Frage, wie die Planungen zu weiteren Güterverkehrszentren in der Region seien. 

Dazu Dr. Vallée: 

Die Planungen zu Güterverteilzentren sind abgeschlossen, es wird nur das GVZ in Kornwestheim gebaut werden. Ein Güterverteilzentrum im Süden der Region Stuttgart ist nicht mehr vorgesehen. 

Vor diesem Hintergrund stellte OB Schuler die Frage, was Dr. Valée als die wirkungsvollste Maßnahme betrachten würde. 

Dazu Dr. Vallée:
Am meisten würde bringen, wenn die EU sich einigen könnte, die Bremsklötze an allen Güterwaggons zu ändern. Die jetzt verwendeten Bremsklötze sind aus Grauguß und rauhen die Laufflächen der Räder auf und führen damit zu höheren Rollgeräuschen. Die als „leise“ empfundenen Güterwaggons haben alle moderne Bremsanlagen mit normalen Bremsklötzen.

Es gibt ein Gutachten von Prof. Heimerl, in dem er nachweist, daß die Umrüstung aller Güterwaggongs in Europa kostengünstiger wäre als alle Neubaustrecken mit Lärmschutzmaßnahmen auszurüsten.

Lärmschutzmaßnahmen im Glemstal sind bautechnisch schwer zu realisieren, da die zu schützenden Stadtteile wesentlich höher liegen als der Bahnkörper.

Eine relativ wirksame Möglichkeit wären spezielle schallschluckende Steine, die zwischen den Gleisen verlegt werden. Bei der Berliner S-Bahn sei dies ein wirkungsvolles Mittel. Bei Gleisen im normalen Schotterbett sei dies aber im Betrieb sehr teuer und wird daher von der Bahn ungern benutzt. 

Eine Geschwindigkeitsreduzierung bringt auch nichts, da es wegen der vielen Kurven bei Langsamfahrt durch Quitschen evtl. lauter wird. 

Lt. Dr. Vallée herrscht bei Horb aus organisatorischen Gründen bei der Bahn AG zwischen 01:30 Uhr und 04:00 Uhr Betriebsruhe. Deshalb gibt es bei uns eine Häufung der Güterzüge nach ca 03:00 Uhr und nach 05:00 Uhr. 

Hinweis OB Schuler: Die EU erläßt Normen, die nicht eingehalten werden können – siehe die Immissionsbelastung in der Grabenstraße in Leonberg. 

Dr. Vallée:

50 % der „Daimlerzüge“ sind Waggons mit neuen Bremsbelägen. Es gibt z.Zt. keine Verpflichtung, neue Güterwaggons lärmmindernd auszurüsten. 

Dr. Steinacher:

Die Region kann anbieten, das Problem zu thematisieren und versuchen, mit Verbündeten (den EU Regionen) eine Europavorlage zu initiieren, mit dem Ziel verbindliche Grenzwerte im Schienenverkehr einzuführen. Dies könne über „Polis“ geschehen. Auch Europaabgeordnete wie z.B. Herr Wieland sollen angesprochen  werden. Die Umrüstung der Güterwaggons muß dann auch von der EU bezuschußt werden. 

Hinweis OB Schuler:  Es nutzt nichts Grenzwerte festzulegen, wenn nicht Vorschriften der Umsetzung mit erlassen werden. 

Es wurde vereinbart, daß zwei Wochen vor den Sommerferien (Mitte Juni 2005) ein weiteres Gespräch stattfinden soll, in dem die Region über erste Schritte Richtung Europa berichtet, z.B. Ermittlung wieviel Güterwaggons europaweit betroffen sind und über erste Gespräche zum Thema in „Polis“.

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