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Planungsausschuss bremst Tunnel aus
 
Schulers und Horns Argumente überzeugten nicht alle Stadträte: Knappe Mehrheit gegen Westvariante
 
Leonberg. Wo der Ausgang eines möglichen Altstadttunnels liegen könnte, bleibt unklar. Gestern Abend lehnte der Planungsausschuss beide vorgeschlagenen Varianten nach langer Debatte ab.

Von Thomas K. Slotwinski

Am Ende machte sich allenthalben Ratlosigkeit breit. "Die Stadträte haben ja noch ein bisschen Zeit zum Nachdenken", meinte der Oberbürgermeister Bernhard Schuler mit Blick auf die finale Entscheidung am Dienstag im Gemeinderat. Und auch Jürgen Stolle kündigte weitere Beratungen in seiner Fraktion an. Der Sozialdemokrat, der sich in diesen Wochen besonders nachhaltig um das Für und Wider eines Altstadttunnels im Allgemeinen und dessen möglichen Ausgang im Besonderen bemüht, enthielt sich gestern der Stimme. Sichtlich hin- und hergerissen von zahlreichen Argumenten, die je nach Sichtweise gut nachvollziehbar sind.

Der Planungsausschluss, das Fachgremium für Stadtentwicklungsfragen, hatte zu entscheiden, ob der Mund eines möglichen Tunnels westlich der Altstadt in Höhe der Mühlstraße oder aber im so genannten Bendeleck am Schnittpunkt Rutesheimer-/Bahnhofstraße liegen könnte.

Die Bauexperten der Stadtverwaltung hatten nach intensiver Beratung mit dem beauftragten Planungsbüro Kölz den Kommunalpolitikern eine klare Empfehlung für eine Westlösung abgegeben. Die die Baubürgermeisterin intensiv begründete: "Wir haben uns auf den Weg gemacht, die Stadt enger zusammenzuführen", erinnerte Inge Horn an den engen Zusammenhang zwischen dem durch den Wüstenrot-Abzug notwendigen Stadtumbau und das Tunnelprojekt. Sie räumte ein, dass von einem Tunnelmund am Bendeleck zwar die Anwohner der Mühlstraße profitieren würden. "Aber die Eltinger Straße, dort wohnen tausende Menschen, würde be- und nicht entlastet." Doch gerade die sei die zentrale Achse des anvisierten Zusammenrückens von Alt- und Neustadt. Schließlich würde ein Tunnelausgang unter dem Pomeranzengarten direkt vor dem Schulzentrum mit 3000 Schülern münden.

Doch längst nicht alle Stadträte ließen sich von den Argumenten der Baubürgermeisterin überzeugen. Christdemokrat Heinz Blume etwa. Der will, unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit, überhaupt keiner Tunnelvariante zustimmen. In der Gartenstadt und im Haldengebiet bekämen die Anwohner 160 Güterzüge pro Nacht zu hören. Weitere Belastungen könne man denen nicht zumuten. Auch Bernd Murschel (Grüne) lehnt jedwede Tunnelpläne kategorisch ab: "Sie holen sich damit einen Rattenschwanz an Problemen durch steigende Schadstoff- und steigende Lärmbelastung." Sein Fraktionsvorsitzender Eberhard Schmalzried verlangte sofortige Lösungen: "Sie müssen in den nächsten 15 Jahren etwas tun. Ich will das noch erleben", meinte der 72-jährige Anwohner der Feuerbacher Straße.

Jürgen Stolle hält ebenfalls schnelle Lösungen für dringend geboten. Wenn es denn ein Tunnel sein müsse, so meinte der SPD-Fraktionschef, käme die Bendeleck-Variante überhaupt nicht in Frage. So sah es auch sein Kollege von den Freien Wählern, Erwin Widmaier, der die westliche Lösung für die "Zukunftsträchtigste" hält. Dieter Maurmaier (FDP) machte sich schon Gedanken, wie den Bewohnern im Bereich Mühlstraße geholfen werden könnte. Zum Beispiel mit einer kombinierten Lärmschutzwand für Bahn und Straße. Nur der CDU-Fraktionschef Alwin Grupp sprach sich explizit für einen Tunnelmund am Bendeleck aus.

Eine komplizierte Lage, an der auch der Oberbürgermeister mit einem engagierten Plädoyer für einen westlichen Tunnelmund nichts mehr ändern konnte. Der wurde mit sechs zu fünf Stimmen abgelehnt. Für die Bendeleck-Lösung gab es sogar neun Nein-Stimmen bei nur zwei positiven Voten.

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