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Nordumfahrung nimmt letzte Planungshürde

RUTESHEIM - Der Gemeinderat hat den letzten Akt für den Bau der Nordumfahrung mehrheitlich beschlossen. Nur der grün-alternative Gemeinderat Fritz Schlicher enthielt sich. Neben der Förderzusage des Landes für den Bau der Kreisstraße erwartet Bürgermeister Dieter Hofmann demnächst eine weitere frohe Kunde: grünes Licht für den Ausbau der A 8.

Von Michael Schmidt

"Wir vollziehen mit diesem Beschluss, was sich die Gegner der Nordumfahrung auf die Fahnen geschrieben haben: ein lebenswertes Rutesheim'', lautete das Schlusswort des Bürgermeisters am Montagabend. Zuvor hatte er noch eine frohe Kunde parat: Es gebe seitens der Landesregierung für die Nordumfahrung "positive Signale'', dass Ende April/Anfang Mai ein Förderbescheid ergehe. Geld fließt dann noch lange nicht. Weil Rutesheim das Bauwerk vorfinanziert, könnten bereits im Herbst die Bagger rollen. Doch auch Neues zum A-8-Ausbau konnte Hofmann vermelden. "Demnächst'' soll für den 90 Millionen Euro teuren Ausbau die Finanzierungszusage aus Berlin kommen. "Bis Ende März'' soll die europaweite Ausschreibung für den Autobahnbau erfolgen. Bis zur Fußball-WM 2006 seien vier neue Fahrspuren fertig, bis Ende 2006 werde die A 8 sechsspurig von Leonberg bis Heimsheim ausgebaut sein, so das zuständige Straßenbauamt Besigheim.

Die Rutesheimer Verwaltung hatte dies als Stellungnahme zu Einwendungen aus Leonberg formuliert. Gemeinderäte und Bürger der Großen Kreisstadt befürchten, dass die Rutesheimer Nordumfahrung ohne Autobahnausbau mehr Verkehr in den Leonberger Westen lockt. Dies wurde jedoch von den Rutesheimern bestritten.

Als "Unterstellung'' wurden auch die Einwürfe der Bürgerinitiative Lebenswertes Rutesheim abgewiesen: Mit einer erneuten Verkehrszählung bestätigten die Verkehrsplaner ihre Prognosen, zudem wurde der Vorschlag untersucht, die Flachter Straße zu schließen und auf die Nordumfahrung zu verzichten: Im Ergebnis würde dies zu einer Belastung in der Ortsmitte von 21 500 Autos führen - heute werden hier zwischen 19 000 und 20 000 Autos täglich gezählt.

"Niemand bestreitet die Notwendigkeit einer Verkehrsentlastung für Rutesheim'', stellte der Sprecher der Bürgerlichen Wählervereinigung, Joachim Tröster, fest. Nicht einmal die Gegner der Nordumfahrung. Wie alle Gemeinderäte betonte er, dass vor der Entscheidung für die Nordumfahrung eine lange und sorgfältige Abwägung stand. Die Sprecherin der Unabhängigen Bürger, Inge Burst, bestätigte: "Wenn die Nordumfahrung gebaut wird, gehören alle Rutesheimer Bürger zu den Gewinnern.''

Einzig der Gemeinderat der Grün-Alternativen Bürgerliste, Fritz Schlicher, kehrte zu seiner ursprünglichen Forderung zurück: "Fast alle Einwendungen beziehen sich auf den ökologisch sensiblen Abschnitt zwischen Pforzheimer Straße und Flachter Straße'' - und gerade dieser Abschnitt trage am wenigsten zur Entlastung bei. Schlicher hatte sich eine "Teil-Nordumfahrung'' gewünscht und machte zugleich aus seiner Enttäuschung über die Naturschutzverbände keinen Hehl: "Hätten die sich früher und nicht nur mit formalistischen Einwendungen gemeldet, dann wäre die Planung konstruktiver verlaufen'', so Schlicher.

Daten und Zahlen zur neuen Straße

Gesamtlänge der Nordumfahrung: 3,6 Kilometer vom Abzweig an der Leonberger Straße bis zur Einmündung in die Landesstraße nach Perouse (in Höhe des Gewerbegebietes Bonholz/dem zukünftigen Anschluss an die Autobahn 8)

Möglicher Baubeginn: Wenn das Land Baden-Württemberg Ende April die Förderzusagen gibt, rechnet Bürgermeister Dieter Hofmann mit dem ersten Baggerstich im Herbst 2004. Fertigstellung wäre dann frühestens Ende 2006/Anfang 2007.

Gesamtkosten laut Kostenberechnung vom November 2003 rund 15 Millionen Euro. Davon für den notwendigen Grunderwerb 3,85 Millionen Euro. Rund 2,1 Millionen Euro kosten allein die Grundstücke für das 650 Meter lange Teilstücks im Gewerbegebiet Schertlenswald.

Förderung nach Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG): Der Bund bezahlt 60 Prozent,

das Land rund 7,3 Prozent,

der Landkreis Böblingen 10 Prozent,

die Gemeinde Rutesheim muss rund 22,7 Prozent der Bausumme bezahlen. Die Gemeinde hat jedoch genügend Rücklagen, um den gesamten Bau vorzufinanzieren - inklusive der Landes- und Bundeszuschüsse. mic

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