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Mehrbelastung an Autos muss Leonberg tragen

LEONBERG/RUTESHEIM - In einer kontroversen Debatte hat der Planungsausschuss des Leonberger Gemeinderates seine Bedenken zur geplanten Rutesheimer Nordumfahrung beraten. Baubürgermeisterin Inge Horn musste schlussendlich feststellen, dass Leonberg nicht über die Rutesheimer Umgehungsstraße zu entscheiden hat, sondern lediglich Bedenken äußern kann. Die aber gab es reichlich.

Von Michael Schmidt

Weiter auseinander konnten die Positionen kaum liegen: Beglückwünschten die bürgerlichen Mitglieder des Planungsausschusses mehrheitlich die Nachbargemeinde zu ihrem Bauwillen ("Wir haben in 25 Jahren nicht geschafft, was die Rutesheimer in fünf Jahren auf die Beine gestellt haben - eine dringend benötigte Umgehungsstraße'', so Dieter Vestner, Freie Wähler), so hagelte es von den linken Ratsbänken Kritik. Aber auch von jenen Räten, die Interessen der Gartenstadt vertreten wollten. Gleich zu Beginn wollte Hansjörk Schneck (CDU) die juristischen Möglichkeiten ausgelotet wissen, wenn Leonberg gegen die Nordumfahrung klagen würde: Unbestritten ist nämlich, dass mit dem Ausbau der A 8 mit Westanschluss und dem Bau der Nordumfahrung auf die Kreuzung Gebersheimer/Rutesheimer Straße 750 bis 1000 Autos täglich mehr zusteuern. Doch Baudezernentin Horn räumte hier nur geringe Chancen ein, dass dies vor einem Gericht als gravierende Benachteiligung Leonbergs angesehen werden würde. Freie-Wähler-Rat Wolfgang Schaal machte da ein anderes Fass auf: "Wir haben im Verkehrsentwicklungsplan ja festgestellt, dass auch Leonberg im Westen eine Entlastungsstraße braucht . . .''

FDP-Gemeinderat Professor Dieter Maurmaier hatte die Prognosen der Rutesheimer Verkehrsgutachter sehr genau studiert. Auf Nachfrage Leonbergs hatte das Büro Bender und Stahl untersucht, wie sich die Lkw-Maut auf die Fahrstrecken der Lastwagen auswirken könnte. Schließlich bietet sich die Abkürzung von der Anschlussstelle Stuttgart-Feuerbach über Ditzingen, Höfingen, Gebersheim und die Nordumfahrung auf die A 8 förmlich an: ein Kilometer kürzer, nur sechs Minuten länger. Mit der Abkürzung würde weniger als ein Euro gespart, wegen des Zeitdrucks würden die meisten Fernfahrer auf der Autobahn bleiben, so die Prognosen. Verkehrsgutachter Maurmaier hielt die Aussagen seines Konkurenten für "unzureichend interpretiert'', machte eine Gegenrechnung auf: Lastwagen, die von einer großen Spedition im Schwieberdinger Gewerbegebiet aus quer durchs Strohgäu via Nordumfahrung fahren, würden sogar vier bis fünf Euro sparen.

GABL-Gemeinderat Dr. Bernd Murschel sah einen grundsätzlichen Planungsfehler bei der Nordumfahrung, weil sie mitten durch ein Wasserschutzgebiet führen würde, eine Südumfahrung von Rutesheim sei unzureichend untersucht worden - "hier liegt ein Abwägungsfehler vor'', machte er einen anfechtbaren Verfahrensfehler aus.

SPD-Gemeinderat Wolfgang Fürst forderte, dass die Planungshoheit Rutesheims nicht zu Lasten von Leonberg, vor allem der Teilorte Gebersheim und Höfingen gehen dürfe. "Solange es keinen Ausbau der Autobahn gibt, darf auch die Nordumfahrung nicht gebaut werden.''

CDU-Gemeinderat Kurt Vestner wollte die Bedenken der Stadt Leonberg erweitert sehen: "Rutesheim soll warten, bis die Bundesautobahn ausgebaut ist. Erst nach einer angemessenen Überprüfungszeit soll dann mit dem Bau der Nordumfahrung begonnen werden.'' Dieser Zusatz wurde mit sechs gegen fünf Stimmen denkbar knapp mit aufgenommen. Dafür passierte schlussendlich die eigentliche Stellungnahme Leonbergs mit nur sieben Jastimmen den Ausschuss. Sieben Mitglieder von CDU und Freien Wählern enthielten sich hierbei.

Vorgriff auf den Wahlkampf? Kommentierender Zwischenruf von Wolfgang Fürst nach der in Teilen sehr persönlich und emotional geführten Debatte: "Wenn die Vernunft schon im Januar flöten geht, lässt das Böses ahnen.''

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