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Hinter den Kulissen wird um Tunnellösung gerungen
 
Nach dem Abstimmungsflop im Planungsausschuss sollen im Gemeinderat die Weichen gestellt werden - Initiativen bleiben skeptisch
 
Leonberg. Am "Tag danach" herrscht allenthalben eine Mischung aus Ratlosigkeit und Hoffnung. Die missratene Tunnelabstimmung im städtischen Planungsausschuss (LKZ von gestern) soll am Dienstag im Gemeinderat korrigiert werden.

Von Thomas K. Slotwinski

Alwin Grupp macht gar keine Beschönigungsversuche: "Das ist eine verkorkste Situation, aus der wir unbedingt herauskommen müssen. Deshalb werde ich am Dienstag für die westliche Tunnelmundlösung stimmen." Im Planungsausschuss hatte sich der Chef der CDU-Fraktion noch für einen Ausgang auf Höhe des Bendelecks ausgesprochen. Doch für diese Variante hatte nur noch ein anderer Stadtrat gestimmt.

Wie berichtet, fand allerdings der Westausgang auf Höhe der Mühlstraße mit fünf Ja- bei sechs Nein-Stimmen auch keine Mehrheit. Der Ausschuss ist freilich ein Fachgremium mit lediglich beratender Funktion. Die endgültige Entscheidung trifft am Dienstag der Gemeinderat. Alwin Grupp will nun dafür sorgen, dass es dann auf jeden Fall ein positives Tunnelvotum gibt. Über das Wochenende wird der CDU-Fraktionschef mit seinen Kollegen Erwin Widmaier (Freie Wähler) und Jürgen Stolle (SPD) verhandeln, um am Dienstag eine stabile Mehrheit zu ermöglichen. Auch mit den eigenen Leuten muss Grupp sprechen, sind doch von denen längst nicht alle von einem Altstadttunnel begeistert, egal wo er endet.

Optimistisch, dass es am Dienstag zu einer Pro-Tunnel-Entscheidung kommt, ist die Baubürgermeisterin. Im LKZ-Gespräch bekräftigte Inge Horn gestern ihre Präferenz für einen Tunnelmund westlich der Altstadt: "Ein Ausgang am Bendeleck bringt uns nicht die dringend nötige Entlastung und verteilt den Verkehr auch nicht gleichmäßig auf die gesamte Stadt." Im Gegenteil würde die Lindenstraße als Verbindung zur Eltinger Straße mit 20 000 zusätzlichen Autos belastet, und "genau das Gebiet, das wir zusammenführen wollen, würde wieder zerschnitten".

Die Baubürgermeisterin zeigte Verständnis für die Befürchtung, dass durch einen westlichen Tunnelausgang das Glemstal stärker belastet werde. "Aber genau dieser Bereich ist ohnehin nicht der idyllischste. Mit modernen Fachplanern werden wir dort eine Lösung hinbekommen, die weitaus attraktiver ist als der jetzige Zustand."

Genau das bezweifeln die Bürgerinitiativen aus der Gartenstadt, Ezach und dem Haldengebiet. Alle drei Vereine kritisieren den großen Zeitdruck, unter dem nun eine Tunnelentscheidung getroffen werden soll. Dass Inge Horn im Planungsausschuss erklärt hatte, ein Tunnelausgang am Bendeleck gefährde die 3000 Schüler des benachbarten Schulzentrums, ärgert besonders Werner Reinhold, den Sprecher der Initiativgemeinschaft Haldengebiet. "Wir fühlen uns von der Baubürgermeisterin hintergangen, wenn sie die Sicherheit der Schüler als Argument bringt", erklärte er gestern auf Nachfrage. "Denn damit wird unser Vorschlag totgemacht, die Tunnelpforte 100 Meter östlich von der Bendel-Kreuzung zu platzieren, auf Höhe der alten Post." Mit dieser Position nämlich würde das JKG entlastet und nicht zusätzlich gefährdet. Und diese Linienführung locke auch keinen auswärtigen Durchgangsverkehr in die Stadt. Die Feuerbacher-, Graben- und die Eltinger Straße würden indes wirksam von Autos befreit.

Werner Reinhold betont, dass er als Halden-Anwohner nicht von der einen oder anderen Variante profitieren würde. "Uns geht es darum, dass die Stadt von fremdem Verkehr frei bleibt und ihre Lebensqualität bewahrt." Deshalb halten er, wie auch seine Mitstreiter aus dem Ezach und der Gartenstadt, eine Tunnelentscheidung zum jetzigen Zeitpunkt nicht für zwingend geboten.

Eine Haltung, die der von der Stadt beauftragte Gutachter Gunter Kölz diametral anders sieht: "Wenn es einen Architektenwettbewerb für den Stadtumbau gibt, dann müssen die Teilnehmer wissen, wo der Tunnel mündet." Auch Investoren müsste klar sein, was sie verkehrstechnisch erwartet, hatte der Gutachter die Stadträte im Planungsausschuss ermahnt. Siehe Blickwinkel, Seite II

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