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Geplanter Altstadttunnel ist umstritten

Bürgervereine in Leonberg: Bauwerk treibt Stadt in den finanziellen Ruin
 

Leonberg - Der geplante Altstadttunnel sorgt für dicke Luft. Gleich fünf Bürgervereine schießen aus allen Rohren gegen das auf 45 Millionen Euro geschätzte Projekt.

VON ULRICH HANSELMANN

Leonberg und ein Altstadttunnel - das ist eine lange Geschichte. Seit Jahrzehnten sucht die Stadt nach einer Lösung zur Entlastung vom Verkehr. Wechselnde Baubürgermeister planten herum - und scheiterten an den Kosten. Auch andere Lösungen wie eine Nordwesttangente mit teilweiser Untertunnelung oder die Nutzung des inzwischen zugeschütteten alten Engelbergtunnels, wurde hitzig diskutiert und verworfen. Jetzt versucht sich Baudezernentin Inge Horn daran - und muss wie ihre Vorgänger heftige Kritik einstecken.

Das Bauwerk treibe Leonberg in den finanziellen Ruin, monieren die Bürgervertreter. Außerdem werde damit weder das Verkehrsproblem noch das der Luftverschmutzung gelöst. So würde die Schadstoffbelastung in der Grabenstraße, die der Stadt ein Fahrverbot für ältere Fahrzeuge beschert hat, nur auf andere Straßenzüge verteilt, meinen die Kritiker aus Gartenstadt, Haldengebiet, Ezach, Silberberg und Eltingen.

Noch steht nicht fest, ob der Tunnel jemals gebaut wird. Doch wenn er kommt, dann beginnt er bei der B 295 am Stadteingang aus Richtung Ditzingen und endet im Glemstal unterhalb des Pomeranzengartens. Das hat der Gemeinderat im Juli 2007 festgelegt. Inzwischen wurde eine sogenannte Machbarkeitsstudie erstellt, und die stimmt Horn durchaus optimistisch: "Der Tunnel ist baubar, die Steigung von einem bis knapp zwei Prozent ist fast optimal."

Das ist der Stand der Dinge, bevor sich der Gemeinderat heute Abend wieder mit dem Streitthema beschäftigt. Das Gremium soll dabei aber nicht den Bau beschließen, sondern nur die nächsten Schritte auf dem langen Weg zum möglichen Altstadttunnel ebnen. Horn möchte die Planung "weiter vorantreiben" und ein Finanzierungsmodell erarbeiten. "Die 45 Millionen Euro sind nur darstellbar, wenn wir Fördermittel bekommen", so die Baubürgermeisterin. Sie rechnet damit, dass dann noch "40 bis 50 Prozent an der Stadt hängen bleiben."

Mit einer schnellen Klärung der Finanzierungsfrage und einem baldigen Bau wird in Leonberg nicht gerechnet. Die Stadt jedenfalls hat in ihrer mittelfristigen Finanzplanung bis 2012 kein Geld für den Altstadttunnel vorgesehen. Die von den Bürgervereinen ebenfalls kritisierte Kostenschätzung ist für Horn aber realistisch. Die Kommune habe sich an aktuellen Ausschreibungen orientiert. Hinzukommen würden freilich "die Preissteigerungen der nächsten Jahre".

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