Leonberg. "Der Altstadttunnel ist ein
totgeborenes Kind" - die Gartenstadt fährt schwere Geschütze
auf. Weil die Stickoxide die Grenzwerte überschreiten
würden, fordert der Bürgerverein Bigg die Stadt auf, weitere
Planungen für einen Altstadttunnel sofort einzustellen.
Von Arnold Einholz
Die Leonberger hätten sich fast schon daran gewöhnt, dass an
der Grabenstraße die Grenzwerte der Luftverschmutzung Jahr
für Jahr überschritten werden, sagt Ewald Thoma vom
Arbeitskreis Immissionen der lokalen Agenda und gleichzeitig
Sprecher der Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt/Glemstal
(Bigg). Nun zeige sich aber, dass dies auch an anderen
Hauptverkehrsstraßen so sei.
Im Auftrag der lokalen Agenda und der Bigg hat die
Landesanstalt für Umwelt und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)
im vergangenen Jahr die Stickstoffdioxid-Belastung in der
Rutesheimer Straße gemessen. Die Hälfte der Kosten hat die
Bigg übernommen und durch Spenden finanziert.
"Unser Ziel war es, den Jahresmittelwert zu ermitteln", sagt
Thoma. Ab dem Jahre 2010 ist dafür ein gesetzlicher
Grenzwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter gültig. Der nun
vorgelegte Bericht der LUBW zeige, dass dieser Wert im Jahr
2007 an der Rutesheimer Straße zwischen der Einmündung der
Bahnhofstraße und der Clausenmühle mit 47 Mikrogramm je
Kubikmeter überschritten worden sei. Zwar ist der Wert an
der Grabenstraße mit 75 Mikrogramm je Kubikmeter noch höher,
aber hier dürfen auch Lastwagen fahren. Außerdem zeige ein
langjähriger Vergleich der Messwerte an der Grabenstraße,
dass das Jahr 2007 ein meteorologisch für die
Schadstoffbelastung sehr günstiges Jahr gewesen sei und
daher der gemessene Wert eine Untergrenze darstelle. Der
Wert dürfte in "Normaljahren" an dieser Stelle über 50
Mikrogramm je Kubikmeter liegen, mutmaßt Thoma. "Leonberg
hat nicht nur an der Grabenstraße ein Schadstoffproblem,
sondern auch an anderen Hauptverkehrsstraßen - besonders an
Stellen, die topografisch und kleinklimatisch ungünstig
liegen, wie es im Glemstal der Fall ist", sagt der
Bigg-Sprecher.
Dieses Ergebnis sei für die aktuellen Planungen der Stadt im
Zusammenhang mit dem Stadtumbau "Leonberg Mitte" und dem
Altstadttunnel hochbrisant, meint Thoma. Schließlich soll
damit der Verkehr von der Achse Grabenstraße/Eltinger Straße
hinab ins Glemstal verlagert werden. Mehr als 20 000 Autos
am Tag sollen an der Stelle aus einem Tunnel herauskommen,
an der schon heute der Grenzwert für Stickstoffdioxid
überschritten sei. Das Konzept sehe auch vor, dass von dort
aus der Straßenzug Rutesheimer Straße/Lindenstraße der
künftige "Hauptzubringer" zur Stadtmitte werden soll. Damit
sei an diesem Straßenzug mit einer ähnlich hohen
Schadstoffbelastung wie heute an der Grabenstraße zu
rechnen. Da die Verteilung des Verkehrs aus dem Tunnel über
die Mühlstraße/Bahnhofstraße und die Rutesheimer Straße in
Richtung Rutesheim erfolgen soll, werde sich auch dort und
im weiteren Verlauf an der Gebersheimer Straße die
Verkehrsbelastung teilweise um bis zu 200 Prozent erhöhen,
befürchtet Thoma.
"Der Altstadttunnel würde also eine flächendeckende
zusätzliche Verseuchung eines ganzen Stadtviertels mit
verkehrsbedingten Luftschadstoffen bewirken", sagt Thoma.
Dabei hätten die Anwohner der Rutesheimer Straße und der
Gebersheimer Straße bereits ab dem Jahr 2010 das gesetzlich
einklagbare Recht, die Behörden dazu zu bewegen, dass die
Grenzwerte eingehalten werden.
"Wir fordern daher, dass die weitere Planung für einen
Altstadttunnel eingestellt wird", sagt Ewald Thoma und macht
sich zum Sprachrohr der Gartenstadt. Jeder Euro, der dafür
ausgegeben werde, sei nur "rausgeschmissenes Geld", zumal
der Beschluss des Gemeinderates vom 24. Juli des vergangenen
Jahres einen solchen Tunnel "obsolet" machen würde, so
Thoma. Siehe "Provokante..."