ZURÜCK

 

Keine neapolitanischen Zustände in Leonberg

Im Frühjahr fällt wilder Müll besonders unangenehm auf - Bürger organisieren private Putzaktionen

Leonberg. Straßen und Wege scheinen zusehends schmutziger zu werden. Vor allem im Frühjahr fällt wilder Müll besonders auf. Hinter dem Leonberger Bahnhof sowie rund um den Schopflochberg sind nun Bürger mit privat organisierten Putzaktionen dem Müll zu Leibe gerückt.

Von Elisa Wedekind

Wer von der Autobahn über die Südrandstraße in die Stadt hineinfährt, dem sticht der wilde Müll sofort ins Auge. Fast-Food-Verpackungen oder ganze Müllbeutel machen die Einfall- zur Abfallstraße. Es scheint, als würde hier nie geputzt. Aber: "Jedes Jahr im Frühling führen wir eine intensive Reinigung durch", sagt Andreas Geistert von der Stadtmeisterei - der Landkreis ist offiziell für "wilden Müll" in der Natur zuständig.

Doch der Müll stinkt den Bürgern auch an anderer Stellen in der Stadt: "Immer weniger Leute kennen Papierkörbe und schmeißen ihren Müll achtlos auf den Weg", beklagt sich Ewald Thoma, Vorsitzender der Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt/Glems (BIGG). Auch dass Jugendliche in der Öffentlichkeit immer ungehemmter zu Alkohol greifen, ist am Morgen danach deutlich im Stadtbild zu sehen: Wer vom Bahnhof in die Stadtmitte läuft, kommt an zahllosen Glasscherben vorüber. Andere Bürger stellen ihren Hausmüll in Plastiktüten verpackt am Wegesrand oder direkt an einem öffentlichen Mülleimer ab. "Entweder wollen sie die Müllgebühren sparen oder sie sind schlichtweg zu faul, ihren Müll in den Wertstoffhof zu bringen", sagt Thoma. Dadurch werden Ratten angelockt.

An der Glemsbrücke hinter dem Bahnhof wird sogar Sperrmüll wie Fahrräder oder Einkaufswagen in die Glems geworfen. "Der Verwahrlosung eines ganzen Stadtbezirks folgt Vandalismus", kritisiert Thoma. Immer wieder würden Straßenlampen oder Bänke und Mülleimer zerstört. Der Glemshang hinter dem Bahnhof bis zum Spielplatz an der Gebersheimer Straße gleiche einer Mülldeponie. Thoma sieht Verhältnisse wie in Neapel auf Leonberg zukommen. "Die Anwohner tun ihr Bestes, um die Wege sauber zu halten", erklärt Thoma. Aber unter ihnen mache sich zunehmende Frustration breit. "Das Engagement wird weniger, weil die Arbeit nicht gewürdigt wird."

BIGG veranstaltete am vergangenen Wochenende seine alljährliche Glemsputzete. Freiwillige sammelten den Müll auf. Auch die Mitglieder des Bürgervereins Leonberg-Ezach trafen sich kürzlich zu ihrer jährlichen Putzete und befreiten das Gebiet um den Schopflochberg von Unrat. "Der größte Teil des Mülls waren Flaschen, die wohl von einem Trinkgelage stammen", sagt Reinhard Siegfarth, Vorsitzender des Bürgervereins. Der Stadt wird mangelnde Beteiligung am sauberen Stadtbild vorgeworfen. "Die stark betroffene Schwabstraße beispielsweise hat in den letzten Wochen keine regelmäßige Reinigung gesehen", bemängelt Thoma.

Doch die Stadt engagiert sich nach eigenen Aussagen durchaus. "Wir finden die Zustände auch fürchterlich und die Reinigungsaktionen sind noch optimierungsfähig", sagt Susanne Widmaier von der Stadt. "Aber mit einer Stadt wie Neapel möchten wir uns nicht vergleichen lassen."

Unter der Woche sind täglich sechs genannte "Handreiniger" unterwegs, die mit Greifzangen den Müll aufsammeln. Zudem fahren Kehrmaschinen durch die Straßen. Schwerpunkte sind vor allem öffentliche Plätze wie der Stadtpark oder der Marktplatz. Die Stadt lässt sich die Straßenreinigung einiges kosten. Ungefähr 400 000 Euro gibt Leonberg jährlich für Straßenreinigung aus. Bürger, die freiwillig Müll einsammeln, bekommen vom Bauhof Müllsäcke, Handschuhe und Greifzangen gestellt.
 

ZURÜCK