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"Stickoxide sind das größte Problem in Leonberg''

LEONBERG - Zwei Drittel aller Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer, und fast jede zweite Fahrt dient dem Freizeitvergnügen - der Berufsverkehr schlägt nur mit 21 Prozent zu Buche. Die Zahlen zeigen deutlich, dass es letztendlich jeder Autofahrer selbst in der Hand hat, mit wie viel Feinstaub und Stickoxiden er die Luft verpestet.

Von Arnold Einholz

Mit Dr. Peter-Michael Valet, dem Leiter des Zentrums für Umweltmessungen, Umwelterhebungen und Gerätesicherheit des Landes Baden-Württemberg (UMEG), und der Leonberger Baubürgermeisterin Inge Horn hatte die Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt/Glemstal (BiGG) gleich zwei Fachleute zu dem Thema "Feinstaub und Co - EU-Richtlinien zwingen zum Handeln'' eingeladen. Und so kamen am Freitagabend fast 40 Vereinsmitglieder und zahlreiche Interessenten zu der Hauptversammlung in die Gartenstadtkirche.

"Die Stickoxide sind das größte Problem in Leonberg'', schickte Dr. Peter-Michael Valet gleich voraus. Deshalb arbeite die Stadt einen mittel- bis langfristigen Luftreinhalteplan aus, mit dem sichergestellt werden soll, dass bis 2010 die Grenzwerte eingehalten werden. Die EU-Richtlinien, die jetzt für so viel Aufregung sorgen, wurden von Deutschland initiiert, erinnerte Valet in seinem Vortrag. Die Luftreinhaltung sei Ländersache, aber die würden sich jetzt schwer tun, dass sie Pflichten haben. In Leonberg messe die UMEG schon seit fast 15 Jahren mit festen oder mobilen Stationen, dabei sei die Konzentration an Stickoxiden schon immer konstant hoch.

Vor dem Hintergrund der neuen EU-Richtlinien wurde 2004 in der Grabenstraße eine von 23 Messstationen installiert, um die Werte an Stickoxiden zu überwachen. Dem ging ein Auswahlverfahren voraus, in dem diese Straße immer einen unrühmlichen Spitzenplatz belegte. Seit 2005 wird auch die Feinstaubkonzentration gemessen. Bislang wurde bei Feinstaub an 15 Tagen eine Überschreitung der Grenzwerte gemessen, ein Spitzentag war unter anderem der Dienstag am Pferdemarkt.

Bürgermeisterin Inge Horn stellte den Entwurf des Leonberger Luftreinhalteplans vor, der Teil des großen Entwurfs für den gesamten Regierungsbezirk Stuttgart ist und der am Dienstag im Gemeinderat behandelt wird (wir berichteten). Neben Maßnahmen, wie so genannte "Stinker'' (Dieselfahrzeuge mit schlechten Abgaswerten) schrittweise aus der Stadt zu verbannen, ist im Leonberger Maßnahmenpaket auch ein Tunnel unter der Altstadt enthalten.

Dieser Tunnel taucht auch im neuen Flächennutzungsplans auf. Von der B 295 soll er ab dem Hasenbrünnele unter die Altstadt führen. Für dessen Westportal ist ein Korridor an Möglichkeiten geplant: Sie reichen von der Eltinger Straße bis hinab ins Glemstal. Diese Planung lässt in der Gartenstadt natürlich die Alarmglocken klingeln, denn sie weckt Ängste vor der einstigen "Nord-West-Tangente''. Sind die Diskussionen um diese im Westen der Stadt geplante und von der Gartenstadt heftig abgelehnte Umfahrung doch die Geburtsstunde der BiGG.

Die Mitgliederversammlung wählte auch den Vereinsvorstand für die nächsten zwei Jahre: Vorsitzender bleibt Ewald Thoma, Gründungsvorsitzender und zuletzt Stellvertreter Tony Horne trat nicht mehr zur Wahl an, für ihn folgt Wolfram Pönitz im Amt. Kassenwartin ist Barbara Blume, Schriftführer Ulrich Stiller.

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