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Ein Tunnel soll das Zentrum Leonbergs entlasten

Bürgergemeinschaft Gartenstadt diskutiert über den Luftreinhalteplan - Stickstoffoxide übersteigen zeitweise die Grenzwerte

LEONBERG. Hohe Feinstaub- und Stickstoffoxidwerte beunruhigen auch in Leonberg die Gemüter. Die Mitglieder der Bürgerinitiative BiGG fordern Fahrverbote für die Innenstadt. Die Baubürgermeisterin setzt dagegen auf Entlastung durch einen Altstadttunnel.

Von Gerlinde Wicke-Naber

Bevor sich morgen der Gemeinderat mit dem Maßnahmenkatalog für den Leonberger Luftreinhalteplan beschäftigt, hatte am Freitag die Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt/Glemstal (BiGG) zu einer Infoveranstaltung zum Thema geladen. Zwei Experten - Peter Michael Valet, der Leiter des Zentrums für Umweltmessungen in Baden-Württemberg (UMEG), und die Leonberger Baubürgermeisterin Inge Horn - informierten rund 50 interessierte Bürger über die Schadstoffbelastungen in der Stadt und mögliche Lösungen.

Größtes Problem der Leonberger ist im Moment das Stickstoffdioxid (NO2), sagte Valet. Hier würden die Grenzwerte deutlich überschritten. Besonders belastet ist bekanntermaßen die Grabenstraße, durch die täglich 26 000 Fahrzeuge rollen.

Nach den EU-Richtlinien muss nun ein Luftreinhalteplan erstellt werden, nach dem die NO2-Werte schrittweise bis zum Jahr 2010 gesenkt werden. Auch die Feinstaubwerte bewegen sich in Leonberg, insbesondere im Gebiet der Grabenstraße, in Grenzwertbereichen. In diesem Frühjahr wurde bereits an 15 Tagen der Maximalwert deutlich überschritten. Insgesamt 35 Tage im Jahr dürfen es sein. Sollte dies am Ende des Jahres feststehen, muss ein Aktionsplan erstellt werden. Dieser muss - anders als der Luftreinhalteplan - sofort greifen.

Für die Stadtverwaltung ist es deshalb selbstverständlich, dass auch die Feinstaubbelastung bei der Erstellung des Luftreinhaltplans berücksichtigt wird. Eine Liste mit 44 möglichen Maßnahmen - als Vorlage diente der Stuttgarter Plan - soll nun nach seinem Nutzen für Leonberg untersucht werden. Die größte Chance für eine Entlastung sieht die Baubürgermeisterin im Bau eines Altstadttunnels. "Damit könnte der Fahrzeugverkehr in der Grabenstraße um 50 Prozent und die Schadstoffbelastung um zehn Prozent gesenkt werden". Fraglich sei allerdings, wie der Tunnel finanziert werden soll. "Bis zum Jahr 2010, wenn der Plan greifen soll, ist das sicher nicht zu schaffen", räumte sie ein.

Die Bewohner des Stadtteils Gartenstadt sehen auch keinen Sinn im Bau eines Tunnels. "Damit verschieben wir lediglich die Schadstoffe von der Innenstadt in die Außenbereiche, statt sie zu reduzieren", sagte ein Sprecher und forderte "eine Gesamtlösung für die Stadt". Die Bewohner der Gartenstadt würden in den kommenden Jahren durch den Bau der Nordumfahrung Rutesheim und des Autobahnwestanschlusses sowieso schon über Gebühr belastet, sagte Ewald Thoma, der Vorsitzende der Bürgerinitiative.

Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in der Innenstadt sehen die BiGG-Mitglieder als eine Lösung. Dies wiederum hält Horn für wenig sinnvoll. Der Lastwagenanteil am Verkehr der Innenstadt sei mit vier Prozent sehr gering. Anders als in der Landeshauptstadt Stuttgart gebe es in Leonberg wenig Durchgangsverkehr. "80 bis 90 Prozent der Fahrzeuge sind Anlieger, die zum Einkaufen oder Arbeiten in die Stadt kommen. Bei denen greift ein Fahrverbot nicht."

Verbilligte Umwelttickets für den öffentlichen Nahverkehr seien eine weitere sinnvolle Lösung, sagte Horn. Dabei sind verschiedene Varianten denkbar: Dauerhaft günstige Tickets oder auch Fahrscheine, die an Tagen mit besonders hoher Schadstoffbelastung verbilligt abgegeben werden. Allerdings machten solche Angebote nur Sinn als Gesamtkonzept des ÖPNV in der Region. Nicht enthalten ist im Katalog möglicher Maßnahmen ein Radwegekonzept. Auch dies kritisierten einige der Gäste im Saal.

Noch sei nichts entschieden, sagte Horn. Im August soll der Entwurf des Luftreinhalteplans, der vom Regierungspräsidium in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung erstellt wird, vorliegen. "Dann haben sie die Möglichkeit, Stellung zu nehmen", sagte Horn in Richtung der BiGG-Mitglieder.

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